Verrat
Der Historiker Anton Chaitkin erinnert in seinem empfehlenswerten Blog daran, dass Präsident Franklin D. Roosevelt (FDR) 1943 in Teheran war: “Er stellte den Hurley-Bericht vor, in dem er die Modernisierung des Irans forderte. Der Präsident schlug vor, dass der Iran seine Ressourcen selbst nutzen sollte, anstatt British Petroleum (BP) die Kontrolle über das iranische Öl zu überlassen. FDR starb zwei Jahre später.” Sein Tod im Amt soll auf Grund eines Gehirnschlags gewesen sein. Das war einigen von der Wall Street ganz gelegen.
Chatkin sieht den ersten CIA-Chef und ehemaligen Wall-Street-Anwalt Allen Dulles als Marionette der Reichen dieser Welt. Der Historiker führt weiter aus, dass 1951 das iranische Parlament dem Vorschlag von FDR folgte: “Es verstaatlichte die Ölvorkommen des Landes. August 1953 – Allen Dulles, Leiter der CIA, verriet die Interessen der USA und das Vermächtnis von FDR. Dulles arbeitete mit dem britischen Geheimdienst zusammen, um die gewählte Regierung des Iran zu stürzen, und gab Großbritannien die Kontrolle über das iranische Öl zurück. Die Globalisten lehrten den Iran, dass Demokratie und Selbstverwaltung in Zusammenarbeit mit dem Westen unmöglich seien.”
Das wichtigste an dieser Aussage ist, festzustellen, dass wir entscheidende Ebenen des “Interessenausgleichs” auslassen, wenn wir nur von Interessen verschiedener Nationen ausgehen. Nein, es gibt nicht die Interessen der USA, von Grossbritannien, von Israel oder vom Iran. Es gibt Bürger dieser Länder mit ihren Interessen, aber auch andere Machtstrukturen. Grosse Unternehmen wie BP haben “Business Intelligence” Abteilungen, die es in ihrem Umfang mit staatlichen Geheimdiensten aufnehmen können. Sie haben auch enge Verbindungen zu öffentlichen Strukturen, oder können selbst wie öffentliche Strukturen wirken: Wenn man z.B. das Monopol von BP im Iran nimmt, muss man dem Unternehmen eine staatsähnliche Rolle zuschreiben. Dahin kommt ein Unternehmen nur mit militärischer (und geheimdienstlicher) Unterstützung. Marktwirtschaftliche Prozesse haben dabei nur eine untergeordnete Bedeutung. Das ist auch nicht verwunderlich. Denn BP gehörte mehrheitlich dem britischen Staat. Trotzdem hat diese Firma nicht unbedingt dieselben Interessen, wie die britischen Bürger.
Misstrauen des Volkes
Die Geheimdienste oder das US-Militär sind starke Instrumente, aber für wen arbeiten sie? In einer Demokratie entscheidet die Bevölkerung, was passiert. Eine Studie vom Mai 2025 der Universität von Maryland zeigt auf, dass nur 24 Prozent der Republikaner und 5 Prozent der Demokraten grundsätzlich für einen militärischen Schlag gegen den Iran waren. Eine Untersuchung von Mitte Juni 2025 (Seite 46) kommt auf nur 18 Prozent bei den Wählern der Republikaner von 2024:
Das ist auch nachvollziehbar, denn Trump hat sich im Wahlkampf als Friedenspräsident dargestellt; keine Kriege mehr, erst Recht keine “Regime-Change-Kriege” und auch der Krieg in der Ukraine sollte laut Trump innerhalb eines Tages beendet werden… Hier ist verständlich, das nicht nur die überwiegende Mehrheit der US-Amerikaner, sondern insbesondere Trumps Wähler von ihm enttäuscht sein müssen. Das ist genauso ein Schlag ins Gesicht seiner Unterstützer, wie der von Kanzler Friedrich Merz, als er die “Schuldenbremse” mit dem schon abgewählten Bundestag am 18. März 2025 “gelockert” hat.
Misstrauen in der US-Regierung
Zur Freude der Opposition haben diese Widersprüche auch eine spaltende Wirkung in der CDU entfaltet. Auf Grund der scheinbar widerwilligen Kanzlerwahl, bezeichnete Alice Weidel Friedrich Merz am 14. Mai 2025 als “Kanzler der zweiten Wahl”.
Es ist nicht anders in der US-Regierung. Da gibt es Robert Kennedy Jr, der verstörender Weise personalisierte MRNA-Spritzen im Zusammenhang mit dem “Stargate”-Projekt genauso bewirbt, wie die Totalüberwachung der Bevölkerung durch tragbare “Gesundheitssender” also das Gegenteil von dem umsetzt, wofür ihn seine Wähler gewählt haben. Da ist Tulsi Gabbard. Sie trug im Wahlkampf 2020 ein T-Shirt mit “No War With Iran”. Sie ist publikumswirksam oberste Chefin der Geheimdienste geworden, weil sie Feindin von Regime-Change-Operationen sei. Sie muss nun wohl entscheiden, ob sie zurücktritt oder vom Paulus zum Saulus wird, um von Präsident Trump wieder in wichtige Entscheidungsprozesse einbezogen zu werden: “Die Direktorin des Nationalen Nachrichtendienstes der USA, Tulsi Gabbard (…) wird ‘ausgegrenzt’ (…). Gabbard wurde in internen Diskussionen der Regierung über den Konflikt zwischen Israel und dem Iran ausgeschlossen“ und scheint beim Präsidenten ‘in Ungnade gefallen zu sein’, so die Quellen gegenüber NBC News am 19. Juni.”
Dabei sagte der Stellvertretende Nationale Sicherheitsberater für strategische Kommunikation unter Präsident Barack Obama, Ben Rhodes, zum Verhältnis der USA zum Iran am 20. Juni 2025: “Jedes militärische Planspiel führt zu einem Regimewechsel”. Also steht die oberste Chefin der Geheimdienste aller militärischen Planung der USA entgegen?
Aggressor Israel
Neben Indien, Pakistan, Nordkorea und dem Südsudan hat nur Israel den Atomwaffensperrvertrag nicht unterzeichnet. Der Iran und 190 andere Länder hingegen schon. Die Internationale Atomenergie-Agentur (IAEA) und verschiedene Regierungen fordern Israel seit Jahren auf (vergl. auch hier die NYT), dem Atomwaffensperrvertrag beizutreten und internationale Inspektionen seiner Atomanlagen zuzulassen. Israel lehnt dies jedoch ab und begründet das mit dem Schutz seiner strategischen Interessen.
Wie Bloomberg berichtet, benutzt die IAEA die Plattform Mosaic von Palantir seit 2015 um Irans Atomwaffenprogramm zu “beobachten”. Am 12. Juni 2025 wurden Dokumente veröffentlicht, die zeigen, dass IAEA-Chef Rafael Grossi direkt mit Israel zusammenarbeitet: Laut der durch den iranischen Geheimdienst abgefangenen und veröffentlichten Korrespondenz gäbe die israelische Regierung Herrn Grossi direkte Anweisungen. Ein Indiz dafür ist, dass nur ein paar Tage vor Israels Angriff auf den Iran, am 12. Juni 2025, die IAEA eine Erklärung veröffentlichte, in der ein Narrativ für ein gefährliches Atomwaffenprogramm des Irans untermauert wird. So hat der völkerrechtswidrige Angriffskrieg gegen den Iran einen Anstrich von Zustimmung der internationalen Staatengemeinschaft. Auch wenn alle Kritik am Iran gerechtfertigt sein sollte, lässt dieses Timing schon den Verdacht aufkommen, dass die IAEA und Israel koordiniert gegen den Iran vorgehen.
Selbst der israelfreundliche Sender CNN hat nun einen aufschlussreichen Zusammenschnitt hergestellt, der aufzeigt, wie lange der Iran schon mit diesem Narrativ angegriffen wird:
Und Netanyahu erzählt diese Geschichte wohl schon seit 1992. Im Jahr 2018 kommentiert das Irans Aussenminister Mohammad Javad Zarif:
Aber der Krieg zwischen Israel und dem Iran war und ist viel mehr als ein Informationskrieg. Er findet auf allen Ebenen statt. Genauso, wie man den “Bürgerkrieg” in Syrien von 2011 bis 2024 als Stellvertreterkrieg zwischen Russland und den USA beurteilen kann, kann man ihn auch als Stellvertreterkrieg zwischen Israel und dem Iran betrachten. Foreign Policy lieferte 2018 z.B. Beweise dafür, dass syrische Rebellengruppen durch die israelische Regierung finanziell und mit Waffen unterstützt wurden. Gleichzeitig wurde Assads Syrien durch den Iran auf mannigfaltige Weise - auch militärisch - massiv gestützt (vergl. hier, hier und hier).
Aggressor USA
So wie bei dem Angriff auf den Iran fällt es bei Syrien schwer, militärisch einen Unterschied zwischen den USA und Israel zu machen. Der direkte Angriff Israels und der USA auf den Iran im Juni 2025 hatte jahrelangen Vorlauf und wird gleichzeitig in den Medien wie eine spontane Handlung kommuniziert. Bei dem Angriff auf Fordow, Natanz und Isfahan sollen ganz spezielle Bomben genutzt worden sein. Ynetnews.com berichtet: “Die Hauptwaffe, die gegen die befestigte Anlage in Fordow eingesetzt wurde, war die GBU-57A/B Massive Ordnance Penetrator (MOP). Diese 13,6 Tonnen schwere Bunkerbrecher-Bombe wurde vom US-Verteidigungsministerium speziell für einen einzigen Zweck entwickelt: die Zerstörung von Fordow.”
Der renommierte Analyst, James Corbett, fragt in seinem Podcast vom 24ten Juni: “Wenn eine Bombe speziell für einen Ort entwickelt wird, wie wahrscheinlich ist es dann, dass sie eingesetzt wird?” Wir müssen logisch weiter fragen: Wie wahrscheinlich ist es, dass die Beteiligung der USA erst kurzfristig besprochen wurde, dass diese Bomben nicht seit Jahren Teil des Plans für diesen Angriff waren?
Und weiter schreibt Ynetnews: “Der MOP war schwerer als die 10 Tonnen schwere MOAB („Mother of All Bombs“), die einmal in Afghanistan eingesetzt wurde, und war vor diesem Angriff noch nie im Einsatz gewesen. Berichten zufolge wurden 12 MOPs auf Fordow und zwei weitere auf Natanz abgeworfen, wodurch schätzungsweise 70 % des begrenzten Bestands der USA von etwa 20 solcher Bomben verbraucht wurden.”
Der MOP geht mit einem Schlag bis zu 60 Meter tief in den Beton, so heisst es. Ausserdem haben US-amerikanische U-Boote 30 Tomahawk Raketen auf Natanz und Isfahan geschossen. Trotzdem bleibt unsicher, was zerstört ist und was nicht. Aber wie wichtig ist das denn?
Noch nie hat jemand dem Iran ein Atomwaffenprogramm nachgewiesen. Der Jahresbericht 2025 der 18 US-amerikanischen Geheimdienste verkündet auf Seite 26: “Wir gehen weiterhin davon aus, dass der Iran keine Atomwaffen baut und dass Khamenei das 2003 ausgesetzte Atomwaffenprogramm nicht wieder aufgenommen hat.” Und das angereicherte Uran? Auf Grund des Krieges kann die Internationale Atomenergie-Agentur nichts mehr kontrollieren. Die US-Regierung gibt zu, dass sie über den Verbleib des angereicherten Urans nichts wissen. Der Krieg hat die Kontrollen durch die IAEA unmöglich gemacht.
Das ist auch ein Indiz dafür, dass diese Angriffe nicht in erster Linie gegen das vermeintliche Atomwaffenprogramm gerichtet waren. Vergleichen wir das mal mit den vermeintlichen Massenvernichtungswaffen als Vorwand für den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der USA auf den Irak ab März 2003. Damals wurde dem Irak die Nicht-Einhaltung von UN-Resolutionen 1441 vorgeworfen. Laut Wikipedia hat “der UN-Sicherheitsrat den Irak unter anderem dafür verurteilt, seiner Verpflichtung zur Beseitigung und Kontrolle seiner Massenvernichtungswaffen nicht nachzukommen”. Haben wir hier eine ähnliche Konstruktion mit Israel statt den USA, mit der IAEA statt der UNO?
Gaslighting
Angesichts des offensichtlichen Wahlbetrugs von Trump, bedient er sich eines dramaturgischen Tricks: Wenn man erzählen möchte, wie eine Figur doch sympathisch ist, obwohl sie unsympathisch handelt, dann stellt ein Autor neben diesen Bösewicht einen noch grösseren Bösewicht... Und schon kann der objektiv Böse, wieder sympathisch wirken.
In einem Versuch, seine Würde wiederherzustellen, brach Trump in Wut über Israel aus, nachdem dieses die letzten Stunden vor dem Waffenstillstand nutzte, um eine massive Luftoffensive umzusetzen. „Ich bin nicht glücklich mit Israel“, schimpfte der Präsident, als er am 24. Juni das Weiße Haus verließ. „Wenn ich sage, okay, Ihr habt 12 Stunden Zeit, dann geht Ihr nicht in der ersten Stunde los und werft einfach alles, was Ihr habt, auf sie.“ Er fuhr fort: „Wir haben im Grunde zwei Länder, die so lange und so hart gekämpft haben, dass sie im Grunde genommen keine Ahnung haben, was sie da verdammt nochmal tun. Verstehen Sie?” (auf englisch: “…what the fuck they’re doing! You understand?”)
Trump verhandelt die Waffenstillstandsvereinbarung, vermittelt zwischen den Konfliktparteien und kommuniziert gleichzeitig, dass er stolz auf seine Soldaten sei, die gerade die grössten Bomben der Welt auf den Iran geworfen haben. Das ist Gaslighting.
Und die Massenvernichtungswaffen im Irak? Die Behauptung einer Bedrohung der USA durch die irakische Regierung war auch schon im Jahr 2003 lächerlich. Das Narrativ wurde zur Farce, als sich überraschenderweise weder die USA mit ihren 18 grossen Nachrichtendiensten, noch ihre Verbündeten die Mühe machten, Massenvernichtungswaffen im Irak zu platzieren, um das Narrative der bedrohlichen Massenvernichtungswaffen aufrecht zu erhalten. Dabei hatten die USA die Kontrolle über das Land. In Syrien hingegen haben sie später genau das umgesetzt - laut dem Leiter der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) der Vereinten Nationen (Vergl. hier und hier). Der britische Geheimdienst soll chemische Waffen in Syrien platziert haben, um einen Vorwand dafür zu schaffen, dass Grossbritannien sich noch mehr im Krieg gegen die Assad-Regierung “engagiert”.
Er handelt sich um eine Form der Unterwerfung, wenn die Belogenen Lügen als Lügen erkennen, aber trotzdem so tun müssen, als seien die Aussagen wahr.
Die Kraft der Wiederholung
Dem entspricht auch, dass kurz nachdem die USA davon gesprochen haben, dass Irans nukleare Anlagen “vollständig und gänzlich ausgelöscht” seien (“completely and totally obliterated”, so Präsident Trump), der Chef der IAEA, Rafael Grossi, am 29. Juni 2025 verkündete: “Die Iraner könnten "binnen Monaten" oder sogar "weniger" wieder mit einigen Kaskaden von Zentrifugen Uran anreichern.”
Der Waffenstillstand dürfe daher eher eine Übergangsphase darstellen, wie der israelische Generalstabschef Eyal Zamir einräumte, als er erklärte: „Der Krieg ist noch nicht vorbei. Eine neue Phase steht bevor.“ Das bedeutet weitere Attentate und weitere Sabotageakte wie die Explosionen, die im April dieses Jahres im Hafen von Shahid Rajaee im Iran zu beobachten waren…
Es ist in diesem Zusammenhang schon überraschend, wie rücksichtsvoll der Iran gegen über den USA vorgeht. Denn er warnt sie im Juni 2025 ganz konkret vor den Einschlägen iranischer Raketen auf die US-amerikanischen Militärbasen in der Nähe des Irans. So wie auch nach dem Attentat der USA auf General Qasem Soleimani am 3. Januar 2020. Auch da gab es keine Toten und es wurde kein teures Gerät getroffen, als der Iran die Al Asad Airbase und den Militärstützpunkt Erbil im Irak beschossen hatte. Man könnte fast meinen, die Schläge kämen von den USA selbst, um eine wirkliche Gegnerschaft zu simulieren. Aber wahrscheinlicher scheint, dass Iran dadurch einfach eine Eskalation des Kriegs mit Israel vermeiden will.
Gegen alle Völker
Die Überwiegende Mehrheit der US-Amerikaner war gegen diesen Angriff der USA und doch hat er stattgefunden. Schon seit einigen Jahrzehnten drängt sich der Eindruck von vereinten Geheimdiensten und militärischen Strukturen der Angelsachsen und Israels auf. Trotz aller vermutlich existierenden Differenzen wirkt ihre Zusammenarbeit wie ein Maschinerie, welche sich nicht so sehr von dem Willen der Bevölkerung beeinflussen lässt.
Der Historiker Anton Chaitkin erinnert:
“Dezember 1953 – Präsident Eisenhower erklärte vor den Vereinten Nationen, dass alle Länder Zugang zu angereichertem Uran haben sollten, damit die große Macht der Kernenergie allen für friedliche Zwecke zur Verfügung stehen könne. Eisenhowers „Atoms for Peace” war der Startschuss für das iranische Atomprogramm.”
“1961–63 – Präsident Kennedy organisierte die Mission der Internationalen Atomenergie-Agentur: Allen Nationen bei der Entwicklung von Kernkraftwerken zu helfen.” (JFK drängte zudem Israel zur Offenlegung seiner Aktivitäten.)
“1963 – Die Dulles-Fraktion ermordete JFK.”